Künstliche Intelligenz (KI) ist längst Teil unseres Alltags – auch im Gesundheitswesen, der Sozialen Arbeit und der öffentlichen Verwaltung. Ob beim Schreiben von Berichten, in der Kommunikation mit Patient:innen oder bei der Analyse von Daten: KI-Anwendungen wie ChatGPT oder automatisierte Dokumentationshilfen werden eingesetzt – oft, ohne dass klar ist, wie sie funktionieren, was sie bewirken oder welche Konsequenzen ihr Einsatz haben kann. Genau hier setzt KI-Kompetenz an.
Aber was bedeutet KI-Kompetenz eigentlich?
“KI-Kompetenzen sind innere Anlagen einer Person, die sie dazu befähigen selbstbestimmt mit KI-Systemen zu interagieren.” – Bertelsmannstiftung, 2024
Orientierung bietet das KI-Kompetenzprofil der Bertelsmannstiftung
Um KI sinnvoll und verantwortungsvoll einsetzen zu können, braucht es vielfältige Kompetenzen – nicht nur technisches Know-how. Die Bertelsmannstiftung hat hierzu ein ausführliches Kompetenzraster speziell für öffentliche Verwaltungen entwickelt. Es bietet eine strukturierte Orientierung: Welche Kompetenzen braucht es, um den Einsatz von KI selbstbestimmt und gemeinwohlorientiert mitzugestalten?
Die folgende Abbildung gibt eine Übersicht über die zentralen Kompetenzarten. Sie zeigt, dass KI-Kompetenz weit über rein technische Fähigkeiten hinausgeht:
Fachliche Kompetenzen
- Technische KI-Fachkompetenzen werden in technikbezogenen Bildungskontexten (z. B. Informatik, Mathematik, Nachrichtentechnik) erworben und dienen dazu, technische Fragestellungen im Rahmen von KI-Systemen zu verstehen und umzusetzen.
- Nicht-technische KI-Fachkompetenzen stammen aus nicht-technischen Fachdisziplinen (z. B. Rechtswissenschaften) und ermöglichen eine kontextbezogene Anwendung und Einordnung von KI-Systemen, z. B. in juristischen, medizinischen oder verwaltungsspezifischen Szenarien.
Methodische Kompetenzen
- Organisatorische KI-Kompetenzen beziehen sich auf die strukturelle Einbettung von KI in Organisationen – etwa in Bezug auf Prozesse, Zuständigkeiten oder rechtliche Rahmenbedingungen.
- Operative KI-Kompetenzen beschreiben den praktischen Umgang mit KI-Systemen, inklusive Datenhandling, Anwendung und Bewertung der Ergebnisse.
Soziale Kompetenzen
- Gesellschaftsbezogene KI-Kompetenzen befähigen dazu, gesellschaftliche Auswirkungen von KI zu reflektieren und in Gestaltungsprozesse zu integrieren.
- Kommunikative KI-Kompetenzen helfen, komplexe KI-Themen adressatengerecht zu vermitteln – sowohl intern in Organisationen als auch gegenüber Bürger:innen oder Klient:innen.
Personale Kompetenzen
- Personale KI-Kompetenzen fokussieren die individuelle Haltung im Umgang mit KI. Dazu gehören Reflexionsfähigkeit, ethisches Bewusstsein und die Fähigkeit, sich selbstbestimmt mit KI auseinanderzusetzen.
Beispiele für konkrete Anwendung: ein selbstbestimmter Umgang mit generativer KI im Berufsalltag, das Erkennen von Transformationspotenzialen in der eigenen Behörde/Organisation oder das kritische Verständnis ethischer Fragestellungen.
Was ist künstliche Intelligenz?
KI ist ein Teilgebiet der Informatik. Sie imitiert menschliche kognitive Fähigkeiten, indem sie Informationen aus Eingabedaten erkennt und sortiert. Diese Intelligenz kann auf programmierten Abläufen basieren oder durch maschinelles Lernen erzeugt werden.
(…)
Bei maschinellen Lernverfahren erlernt ein Algorithmus durch Wiederholung selbstständig eine Aufgabe zu erfüllen. Die Maschine orientiert sich dabei an einem vorgegebenen Gütekriterium und dem Informationsgehalt der Daten. Anders als bei herkömmlichen Algorithmen wird kein Lösungsweg modelliert. Der Computer lernt selbstständig die Struktur der Daten zu erkennen.“
Quelle: Frauenhofer Institut
KI-Kompetenz – mehr als technisches Verständnis
KI-Kompetenz beschreibt also die Fähigkeit, künstliche Intelligenz verstehen, reflektieren und verantwortungsvoll einsetzen zu können. Es geht nicht nur darum, eine Anwendung zu bedienen, sondern darum, die technischen Grundlagen, Chancen, Risiken und gesellschaftlichen Auswirkungen von KI zu kennen – und einzuordnen.
KI-Kompetenz umfasst mehrere Dimensionen:
- Wissen über Funktionsweisen, Grenzen und Anwendungsbereiche von KI
- Urteilsfähigkeit im Umgang mit automatisierten Entscheidungen
- ethische Sensibilität, z. B. bei Verzerrungen, Datenschutz oder Diskriminierung
- Reflexionsfähigkeit, um KI kritisch im jeweiligen Arbeitskontext einzuordnen
Neben technischem Verständnis braucht es pädagogisch-ethische und gesellschaftliche Perspektiven, um KI in Berufsfeldern wie Gesundheit, Beratung oder öffentlicher Verwaltung sinnvoll zu integrieren.
Warum das wichtig ist – gerade in sensiblen Arbeitsfeldern
In Bereichen, in denen mit und für Menschen gearbeitet wird, ist Verantwortung nicht delegierbar. KI kann Prozesse unterstützen – aber sie darf nicht ohne Reflexion übernommen werden. Deshalb ist es entscheidend, dass Fachkräfte wissen:
- Was KI kann – und was nicht
- Wo sie sinnvoll eingesetzt werden kann
- Wo klare Grenzen gezogen werden müssen
KI-Kompetenz schafft hier die Grundlage für einen mündigen, reflektierten und fachlich fundierten Umgang – unabhängig von der Berufsrolle.
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Über das KI-Kompetenztraining
Das nuvio KI-Kompetenztraining vermittelt kompakt und praxisnah, wie Mitarbeitende und Führungskräfte in der Verwaltung, Sozial- und Gesundheitswirtschaft KI-Systeme sicher und verantwortungsvoll einsetzen – im Einklang mit der EU-KI-Verordnung. Im Mittelpunkt stehen verständlich aufbereitete Grundlagen, rechtliche Rahmenbedingungen und ethische Fragestellungen rund um den Einsatz von KI-Systemen – ergänzt durch kollegialen Austausch, praxisnahe Beispiele und die Möglichkeit, Anwendungen selbst auszuprobieren.
Quellenverzeichnis
Bertelsmannstiftung. (2023) Orientierung im Kompetenzdschungel. Was die Verwaltung wirklich für den Umgang mit KI braucht. https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/orientierung-im-kompetenzdschungel
Bundesregierung. (2024). AI Act verabschiedet: Einheitliche Regeln für Künstliche Intelligenz in der EU. https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/ai-act-2285944
Catakli, D., & Puntschuh, M. (2023). Orientierung im Kompetenzdschungel: Was die Verwaltung wirklich für den Umgang mit KI braucht. Bertelsmann Stiftung. https://doi.org/10.11586/2023047
Fraunhofer-Gesellschaft. (n. d.). Künstliche Intelligenz. https://www.fraunhofer.de/de/forschung/fraunhofer-strategische-forschungsfelder/kuenstliche-intelligenz.html
Grote, G., & Mendling, J. (2022). Vertrauenswürdige KI – Anforderungen an Kompetenzaufbau und Governance. Fraunhofer IAO. https://www.iao.fraunhofer.de/de/presse-und-medien/aktuelles/vertrauenswuerdige-ki-anwendungen-empfehlungen-fuer-unternehmen.html
Klein, V., Wuttke, J., & Kölmel, B. (2024). KI-Kompetenzen für den AI Act: Wie Organisationen sich vorbereiten können. KI-Campus Blog. https://ki-campus.org/blog/ai-act-ki-kompetenzen
The Artificial Intelligence Act. (n. d.). Article 4 – Requirements for users. https://artificialintelligenceact.eu/de/article/4/