Entwicklungen und zentrale Befunde (HLS-GER 2 Studie)

Gesundheitskompetenz in Deutschland

Die HLS-GER 2 Studie aus dem Jahr 2020 bestätigt einen deutlichen Abwärtstrend der allgemeinen Gesundheitskompetenz in Deutschland. Im Vergleich zur Ersterhebung 2014, damals hatten 54,3 % der Bevölkerung nur eingeschränkte Gesundheitskompetenz, ist der Anteil der Menschen mit geringer Gesundheitskompetenz weiter gestiegen. Aktuell weisen knapp 59 % der Erwachsenen in Deutschland eine geringe Gesundheitskompetenz auf. Mit anderen Worten fällt es mehr als der Hälfte der Bevölkerung schwer, gesundheitsrelevante Informationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden. Somit bleibt eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz ein Massenphänomen und zentrales Public-Health-Problem in Deutschland, das weiterhin umfangreiche Gegenmaßnahmen erfordert.

Mögliche Ursachen für den Abwärtstrend

Die Studie nennt mehrere Erklärungsansätze dafür, warum sich die Gesundheitskompetenz seit der ersten Erhebung verschlechtert hat.


In den letzten Jahren haben sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen stark gewandelt. Das Gesundheitssystem und die Informationslandschaft sind heute weitaus komplexer, vielfältiger und unübersichtlicher als noch vor einigen Jahren. Durch die rasante Digitalisierung stehen Bürger:innen zwar wesentlich mehr Gesundheitsinformationen zur Verfügung als früher – gleichzeitig hat aber auch die Flut an fragwürdigen oder falschen Informationen zugenommen. Viele Menschen fühlen sich überfordert: durch widersprüchliche Gesundheitsbotschaften, medizinisches Fachvokabular und undurchsichtige Strukturen im Versorgungssystem. Studien wie der Digital Health Literacy Survey (Dadaczynski et al., 2021) zeigen: Besonders die digitale Gesundheitskompetenz, also der souveräne Umgang mit Informationen aus Apps, Websites oder sozialen Medien, ist häufig unzureichend ausgeprägt.

Was fällt besonders schwer?
  • Die Beurteilung der Qualität und Vertrauenswürdigkeit von Informationen
  • Die Anwendung des Gelernten auf die eigene Lebenssituation
  • Die Orientierung innerhalb des Gesundheitssystems (sogenannte „navigationale Gesundheitskompetenz“)

Vulnerable Gruppen: Wer ist besonders betroffen?

Gerade für sozial benachteiligte Gruppen stellen diese Herausforderungen erhebliche Barrieren dar. Die HLS-GER 2 Studie belegt zudem: Der Bildungsgradient hat sich verstärkt, die soziale Ungleichheit im Zugang zu verständlichen und relevanten Gesundheitsinformationen nimmt zu. Menschen mit niedrigerem Bildungsniveau oder geringem Einkommen werden strukturell benachteiligt. Gesundheitskompetenz wird damit zur Frage der Gerechtigkeit und Teilhabe.

Gesundheitskompetenz bei nuvio

Wir bei nuvio betrachten Gesundheitskompetenz nicht nur als individuelles Wissensdefizit – sondern als strukturelle Aufgabe.

  • Wir begleiten Projekte zur Förderung der Gesundheitskompetenz im kommunalen Setting – gemeinsam mit Städten, Gesundheitsämtern und Akteur:innen vor Ort.
  • Wir setzen auf den Ansatz, digitale Technologien mit gesundheitsförderlicher Kommunikation zu verbinden – alltagstauglich, zielgruppenspezifisch und partizipativ gestaltet.
  • Wir unterstützen Organisationen dabei, gesundheitskompetent zu handeln – durch Beratung, Prozessbegleitung und passgenaue Tools.

Unsere Expertin für Gesundheitskompetenz bei nuvio ist Anne Brüning – Vorstandsmitglied des Deutschen Netzwerks für Gesundheitskompetenz (DNGK) und verantwortlich für Strategic Alliances & Partnerships bei nuvio. Sie bringt fundiertes Know-how aus digitaler Gesundheitskommunikation und strategischer Entwicklung mit. 


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Schreib uns – oder kontaktiere direkt Anne unter anne.bruening@nuvio.health.


Quellenverzeichnis

Bitzer, E. M., & Messer, M. (2021). Gesundheitskompetenz in Deutschland: Entwicklungen, Herausforderungen, Perspektiven. Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz64(9), 1101–1107. https://doi.org/10.1007/s00103-021-03396-2

Bundesministerium für Gesundheit. (o. J.). Gesundheitskompetenz. Abgerufen am [04.06.2025], von https://www.bundesgesundheitsministerium.de/gesundheitskompetenz.html

Dadaczynski, K., Okan, O., Messer, M., Rathmann, K., & Hering, T. (2021). Digital health literacy in Germany during the COVID-19 pandemic: Results of a representative cross-sectional survey. Frontiers in Public Health9, 678483. https://doi.org/10.3389/fpubh.2021.678483

Kickbusch, I., Pelikan, J. M., Apfel, F., & Tsouros, A. D. (Eds.). (2013). Health literacy: The solid facts. World Health Organization Regional Office for Europe. https://www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0008/190655/e96854.pdf

Schaeffer, D., Gille, S., Hurrelmann, K., Berens, E. M., Griese, L., & Bitzer, E. M. (2021). Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland. Ergebnisse der HLS-GER 2 Studie. Universität Bielefeld. https://doi.org/10.4119/unibi/2961233

Schillings, L., & Zeeb, H. (2022). Digitale Gesundheitskompetenz in der Praxis fördern. Prävention und Gesundheitsförderung18, 9–15. https://doi.org/10.1007/s11553-021-00901-x

Sørensen, K., Pelikan, J. M., Röthlin, F., Ganahl, K., Slonska, Z., Doyle, G., Fullam, J., Kondilis, B., Agrafiotis, D., Uiters, E., Falcon, M., Mensing, M., Tchamov, K., van den Broucke, S., & Brand, H. (2013). Health literacy in Europe: Comparative results of the European health literacy survey (HLS-EU). European Journal of Public Health25(6), 1053–1058. https://doi.org/10.1093/eurpub/ckv043

12.06.2025
Anna Bock

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Anne Brüning
Senior Public Affairs Manager

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