Das Themenfeld Klima & Gesundheit ist von einer Vielzahl an Begriffen und Konzepten durchzogen, die oft miteinander verbunden sind, aber gleichzeitig auch unterschiedliche Perspektiven und Ansätze repräsentieren. Für viele kann es verwirrend sein, die richtigen Begriffe zu verwenden oder ihre Bedeutung klar zu differenzieren. Zudem gibt es kaum eine Quelle, die alle wichtigen Begriffe strukturiert erläutert und miteinander in Beziehung setzt. Dieser Artikel soll eine Übersicht über die zentralen Begriffe rund um Klima & Gesundheit schaffen, ihre Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufzeigen und ein Verständnis für ihre Relevanz fördern.

Klima & Klimawandel
Der Begriff Klima beschreibt die durchschnittlichen Wetterbedingungen in einer Region über einen längeren Zeitraum hinweg. Im Kontext von Klima & Gesundheit steht es in direktem Zusammenhang mit den Auswirkungen von Klimaveränderungen auf die menschliche Gesundheit (Umweltbundesamt, 2021).
Klimawandel hingegen bezieht sich auf langfristige Veränderungen des Klimas, verursacht durch natürliche Faktoren und vor allem durch menschliche Aktivitäten wie den Ausstoß von Treibhausgasen. Die Folgen des Klimawandels umfassen sowohl direkte Einflüsse wie Hitzewellen und Extremwetterereignisse als auch indirekte Auswirkungen wie die Verbreitung von Infektionskrankheiten (RKI, 2023)
Klima & Gesundheit
Der Klimawandel hat erhebliche Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. Der Fokus liegt dabei auf direkten Effekten wie Hitzestress oder Luftverschmutzung sowie auf indirekten Folgen wie der Beeinflussung von Ökosystemen und Nahrungsmittelproduktion. Extreme Hitzeperioden belasten das Herz-Kreislauf-System und erhöhen das Risiko für Austrocknung oder Hitzschlag, insbesondere bei älteren Menschen, Säuglingen und Personen mit Vorerkrankungen. Zudem können sich durch steigende Temperaturen die Lebensräume von Mücken und Zecken verändern, wodurch das Risiko für durch diese Tiere übertragene Krankheiten steigt. Auch nicht übertragbare Krankheiten wie Allergien oder Asthma können durch den Klimawandel zunehmen oder sich verschlimmern. Das Bundesministerium für Gesundheit betont daher die Bedeutung von Klimaanpassungsstrategien und Klimaschutzmaßnahmen zum Schutz der Gesundheit (BMG, 2024).
Konzepte wie One Health oder Planetary Health bieten einen Rahmen, um sowohl den Klimawandel selbst als auch Anpassungsstrategien oder Maßnahmenbündel für die umweltbezogene Gesundheit von Menschen und Tieren einzuordnen (RKI, 2023).
Co-Benefits
Neben den Herausforderungen, die der Klimawandel für die Gesundheit mit sich bringt, bieten gezielte Maßnahmen auch Chancen für eine nachhaltige Transformation. Durch einen ganzheitlichen Ansatz lassen sich gesundheitliche und ökologische Vorteile miteinander verbinden. Diese sogenannten Co-Benefits beziehen sich auf Maßnahmen, die sowohl der individuellen Gesundheit (direkte Gesundheitseffekte) als auch der Eindämmung der Erderwärmung und der Bewältigung der Umweltkrisen (indirekte Gesundheitseffekte) dienen. So zielt die Förderung von Fahrrad- und Fußgänger:innenmobilität auf die Reduzierung von CO2-Emissionen ab, fördert zugleich körperliche Aktivität und kann positive Einflüsse auf das Risiko für Übergewicht, Diabetes oder Herzerkrankungen nehmen. Ein weiteres Beispiel ist eine pflanzenbetonte Ernährung. Sie wirkt sich wie die Bewegung positiv auf unsere Gesundheit aus, und trägt gleichzeitig dazu bei, die Umwelt zu schützen (Mayrhofer & Gupta, 2016).
Hier findest du mehr Informationen zum Zusammenhang von Klima & Gesundheit
Planetary Health
Das Konzept der Planetary Health betrachtet die menschliche Gesundheit als untrennbar verbunden mit dem Zustand der natürlichen Systeme der Erde. Intakte Ökosysteme und ein stabiles Klima werden hier als fundamentale Voraussetzung für das menschliche Wohlbefinden angesehen
Kernaspekte von Planetary Health
- Globale Perspektive: Fokus auf die planetaren Grenzen, wie sie z. B. durch den Klimawandel oder den Verlust der Biodiversität überschritten werden können.
- Systemische Ansätze: Die menschliche Gesundheit wird als eng verwoben mit der Gesundheit von Ökosystemen und der Nachhaltigkeit von Ressourcen betrachtet.
- Intergenerationelle Gerechtigkeit: Planetary Health legt besonderen Wert darauf, dass auch zukünftige Generationen eine lebenswerte und gesunde Umwelt vorfinden.
Dieses Konzept betont die Notwendigkeit, menschliches Handeln und wirtschaftliche Entwicklung innerhalb der Belastbarkeitsgrenzen des Planeten zu gestalten.
One Health
One Health ist ein integrativer Ansatz, der darauf abzielt, die Gesundheit von Menschen, Tieren und ihrer gemeinsamen Umwelt ganzheitlich zu betrachten und zu fördern. Dieser Ansatz erkennt an, dass viele Gesundheitsprobleme durch die enge Verbindung zwischen Mensch, Tier und Umwelt entstehen und nur durch interdisziplinäre Zusammenarbeit gelöst werden können.
Kernaspekte von One Health
- Zoonosen: Der Ursprung vieler Infektionskrankheiten wie COVID-19 oder Ebola liegt in der Übertragung von Krankheitserregern zwischen Tieren und Menschen. One Health adressiert diese Risiken gezielt.
- Antibiotikaresistenzen: Durch übermäßigen Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung und Humanmedizin entstehen Resistenzen, die sowohl Menschen als auch Tiere gefährden.
- Umweltveränderungen: Faktoren wie die Abholzung von Wäldern, die Intensivierung der Landwirtschaft und der Klimawandel erhöhen das Risiko für neue Gesundheitsbedrohungen.
Abgrenzung zu Planetary Health: Während One Health stark auf die Verbindungen zwischen Mensch, Tier und Umwelt fokussiert ist, bezieht Planetary Health globale Ökosysteme und die Bedürfnisse künftiger Generationen mit ein.
Umweltbezogene Gesundheit
Der Begriff umweltbezogene Gesundheit – im Englischen als environmental health bekannt – bezeichnet den Bereich des Gesundheitswesens, der sich mit gesundheitsschädigenden Umwelteinflüssen beschäftigt. Die entsprechenden deutschen Fachbegriffe lauten Umwelthygiene und Umweltmedizin. Er umfasst physikalische, chemische und biologische Umweltfaktoren, die die menschliche Gesundheit beeinflussen können. Gezielte Regulierung und Aufklärung sind zentrale Ansätze, um umweltbedingte Erkrankungen zu reduzieren. (RKI, 2023). Beispiele hierfür sind:
Luftverschmutzung: Feinstaub und Stickoxide können Atemwegserkrankungen und Herz-Kreislauf-Probleme verursachen.
Wasserqualität: Verunreinigungen wie Schwermetalle oder Mikroplastik haben negative Auswirkungen auf die Gesundheit.
Im weiteren Kontext lassen sich weitere zahlreiche Konzepte einordnen: Health in All Policies hat sich in den letzten Jahren als zentraler Ansatz bewährt, um politische Entscheidungen sektorenübergreifend gesundheitlich zu bewerten. Aber auch Begriffe wie Umweltgerechtigkeit oder Urban Health verdeutlichen, wie wichtig es ist, soziale und ökologische Aspekte zusammenzudenken.
Health in all Policies (HiAP)
Gesundheit in allen Politikbereichen (Health in All Policies, HiAP) ist ein Konzept, das darauf abzielt, die gesundheitlichen Auswirkungen von politischen Entscheidungen in allen Bereichen zu berücksichtigen, nicht nur in der Gesundheits- und Sozialpolitik. HiAP basiert auf der Erkenntnis, dass Gesundheitsdeterminanten wie Bildung, Umwelt oder Arbeitsmarktpolitik einen wesentlichen Einfluss auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Bevölkerung haben. Ziel ist es, durch intersektorielle Zusammenarbeit gesundheitliche Ungleichheiten zu verringern und die allgemeine Gesundheit zu fördern (WHO, 2017).
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass eine ganzheitliche Betrachtung aller politischen Sektoren erforderlich ist, um gesundheitliche Chancengleichheit zu gewährleisten (Raphael, 2009).
Umweltgerechtigkeit
Das Konzept der Umweltgerechtigkeit zielt darauf ab, gesundheitliche Umweltbelastungen wie Lärm oder Schadstoffe in sozial benachteiligten Gebieten zu reduzieren und gleichzeitig den Zugang zu gesundheitsfördernden Ressourcen wie Grünflächen zu verbessern (Bunge & Böhme, 2024).
Urban Health
Urban Health oder Stadtgesundheit konzentriert sich auf die Gesundheitsförderung in städtischen Räumen. Themen wie Stadtplanung, Nachhaltigkeit und die Verringerung von Umweltbelastungen stehen hier im Mittelpunkt (Fehr, 2020).
Weitere bekannte Begriffe in diesem Zusammengang sind Stadtgrün und -blau, Smart cities…
Ein ganzheitlicher Ansatz für nachhaltige Gesundheit
Abbildung 1: begriffliche Übersicht
Die Vielzahl an Begriffen im Bereich Klima & Gesundheit spiegelt die Komplexität der Herausforderungen wider, die durch den Klimawandel entstehen. Gleichzeitig verdeutlicht sie, wie wichtig ein integrativer und vernetzter Ansatz ist, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Ein umfassendes Verständnis der Zusammenhänge zwischen Klima, Umwelt und Gesundheit bildet die Grundlage für eine gesunde Zukunft.