Chancen und Lösungsansätze  

Klima und Gesundheit

Der menschengemachte Klimawandel stellt eine zentrale sozioökonomische und Public-Health-Herausforderung für das 21. Jahrhundert dar. Klimatische Veränderungen sind mit negativen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit assoziiert und treffen die Menschen dort, wo sie leben, spielen, wohnen und arbeiten.  

Die drängende Notwendigkeit, sich dem Klimawandel anzupassen, ist in der aktuellen öffentlichen und politischen Diskussion unübersehbar. Dies ist nicht überraschend, da die Auswirkungen des Klimawandels, von Hitze-Rekordsommern über Wasserknappheit in Trockenperioden bis hin zu Jahrhunderthochwassern, inzwischen auch für die breite Bevölkerung sichtbar werden. Der Klimawandel vollzieht sich, und die ersten Konsequenzen dieser Klimaveränderungen sind bereits spürbar. Unabhängig davon, wie erfolgreich unsere Bemühungen im Klimaschutz sein mögen, befinden wir uns bereits mitten im Klimawandel, der in den kommenden Jahren noch an Tempo gewinnen wird. Angesichts dieser Realität bleibt uns keine verantwortbare Alternative zur Anpassung an die verschiedenen Klimafolgen. 

Auswirkungen von Hitze auf Gesundheit 

Die gesundheitlichen Folgen der Klimakrise sind vielfältig. Dazu gehören beispielsweise eine Zunahme von Infektionskrankheiten durch die Ausbreitung von Krankheitserregern durch Mücken und Zecken in unseren Breitengraden, eine Verschlechterung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen infolge von Hitzewellen sowie psychische und physische Traumata bei Extremwetterereignissen. Die anschließende Abbildung bietet eine detaillierte Darstellung der direkten und indirekten Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit.

nuvio_Klimawandel_folgen

Die Gesundheitsrisiken bei beispielsweise extremen Hitzeperioden sind für die Bevölkerung akut. Die Auswirkungen reichen von leichten bis hin zu schwerwiegenden Beeinträchtigungen wie Herz-Kreislauferkrankungen, Nierenversagen, psychosomatischen Erkrankungen bis hin zu Atemwegsproblemen, Stoffwechselstörungen und Herzinfarkt (Chen et al., 2019; Schillo et al., 2019; Winklmayr et al., 2022). Berichten zufolge steigt das zusätzliche tägliche Sterberisiko bei Menschen mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankungen (COPD) durch sommerliche Hitzewellen um bis zu 14 %, bei längeren Hitzewellen sogar bis zu 43 % (Witt & Liebers, 2023).  

Die zukünftige Vulnerabilität der Bevölkerung gegenüber extremen Auswirkungen des Klimawandels hängt neben der Klimaänderung auch von der Entwicklung vulnerabler Bevölkerungsgruppen ab. Das GKV-Bündnis für Gesundheit definiert folgende Bevölkerungsgruppen als vulnerabel:  

  • Arbeitslose  
  • Werdende, junge Familien und Alleinerziehende  
  • Menschen mit Migrationshintergrund  
  • Menschen mit Behinderungen  
  • Ältere Menschen  
  • Pflegebedürftige Menschen  
  • Menschen mit Suchtbelastungen   
  • Kinder aus suchtbelasteten Familien sowie  
  • Wohnungs- und obdachlose Menschen.  

Der demografische Wandel, insbesondere der Anstieg älterer Menschen, erhöht das Schadenrisiko erheblich.  

Gesundheitliche Vorteile durch Klimaschutz 

Gleichzeitig eröffnen die gegenwärtigen multiplen Krisen die Möglichkeit, entschlossen die Transformation zu einer Gesellschaft anzugehen, die klimaverträglich, ressourceneffizient und gerecht ist. Diese sogenannten Co-Benefits beziehen sich auf Maßnahmen, die sowohl der individuellen Gesundheit (direkte Gesundheitseffekte) als auch der Eindämmung der Erderwärmung und der Bewältigung der Umweltkrisen (indirekte Gesundheitseffekte) dienen. Sie wirken sich somit positiv auf unsere Gesundheit aus, indem sie gleichzeitig dazu beitragen, die Umwelt zu schützen.   

Die Bedeutung der Kommune als Setting für Prävention 

Klimagesunde Settingprävention ist dabei von zentraler Bedeutung, um die Gesundheit der Menschen in ihren Lebenswelten vor den Auswirkungen des Klimawandels zu schützen und zu stärken. Dabei steht eine ganzheitliche Betrachtung von Gesundheit im Mittelpunkt, die die Bedeutung funktionierender Ökosysteme für das gesundheitliche Wohlergehen betont. Klimagesunde Settingprävention orientiert sich an den Leitlinien des GKV-Leitfadens Prävention sowie den entsprechenden gesetzlichen Grundlagen und fokussiert auf den Aufbau und die Stärkung gesundheitsförderlicher klimagesunder Strukturen in verschiedenen Settings wie Kitas, Schulen, Pflegeeinrichtungen und Betrieben. Die Kommune spielt dabei eine tragende Rolle als zentrale Lebenswelt, in der klimagesunde Maßnahmen entwickelt und umgesetzt werden können. Durch partizipative Prozesse wird ein gesundes Miteinander, soziale Kohäsion und das Wohlbefinden in den Lebenswelten gestärkt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Klimagesundheit eine dringende Herausforderung darstellt, der wir uns alle stellen müssen. Die Auswirkungen des Klimawandels auf die menschliche Gesundheit sind real und erfordern entschlossene Maßnahmen auf individueller, gesellschaftlicher und politischer Ebene. Durch die Umsetzung von Präventionsmaßnahmen, die Förderung nachhaltiger Lebensweisen und die Unterstützung von Initiativen wie unserem Programm ‘Klimastark’ können wir einen positiven Beitrag zur Bewältigung dieser Herausforderungen leisten 

Quellen

Bundes-Klimaanpassungsgesetz (KAnG) (2023). https://www.recht.bund.de/bgbl/1/2023/393/VO 

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare & Sicherheit (BMU). (2020). Den Klimawandel gesundheitlich meistern! Empfehlungen zur Vorsorge. https://www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Gesundheit_Umwelt/klimawandel_gesundheitlich_meistern_bf.pdf 

Chen, K., Breitner, S., Wolf, K., Hampel, R., Meisinger, C., Heier, M., Von Scheidt, W., Kuch, B., Peters, A., Schneider, A., for the KORA Study Group, Peters, A., Schulz, H., Schwettmann, L., Leidl, R., Heier, M., & Strauch, K. (2019). Temporal variations in the triggering of myocardial infarction by air temperature in Augsburg, Germany, 1987–2014. European Heart Journal, 40(20), 1600–1608. https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehz116 

Deutscher Wetter Dienst (DWD). (2015). Climate change – News. 2015, August: Beat the Heat: DWD and NOAA collaborate on reducing the impacts of heatwaves. https://www.dwd.de/EN/climate_environment/climatechange/climatechange_node.html

Deutschländer, T., & Mächel, H. (2017). Temperatur inklusive Hitzewellen (S. 47–56). https://doi.org/10.1007/978-3-662-50397-3_6 

Grothmann, T. (2020). Beteiligungsprozesse zur Klimaanpassung in Deutschland: Kritische Reflexion und Empfehlungen (Umweltbundesamt, Hrsg.). KomPass – Kompetenzzentrum Klimafolgen und Anpassung. http://www.umweltbundesamt.de/publikationen 

Kaiser, T., Kind, C., Dudda, L., & Sander, K. (2021). Klimawandel, Hitze und Gesundheit: Stand der gesundheitlichen Hitzevorsorge in Deutschland und Unterstützungsbedarf der Bundesländer und Kommunen. UMWELT & GESUNDHEIT. UMWELTMEDIZIN. VERBRAUCHERSCHUTZ., 1/2021, 27–37. 

Köckler, H., Simon, D., Agatz, K., & Flacke, J. (2017). Gesundheitsfördernde Stadtentwicklung—Das SUHEI-Modell nutzt hierfür Indikatoren. https://urbanhealth-digispace.de/wp-content/uploads/2021/11/09_Literatur_Gesundheitsfoerdernde-Stadtentwicklung_SUHEI_Koeckler.pdf 

Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen. (2023). Hitzeaktionsplanung. www.lzg.nrw.de/11358076 

Matthies, F., Bickler, G., Marin, N. C., & Hales, S. (2008). Heat-health action plans—Guidance. WHO Regional Office for Europe, Copenhagen. https://ghhin.org/wp-content/uploads/E91347.pdf 

Schillo, S., Richter, A.-K., & Wasem, J. (2019). Untersuchung des Einflusses von Hitze auf Morbidität. https://www.econstor.eu/bitstream/10419/204580/1/1678560863.pdf 

Winklmayer, C., Matthies-Wiesler, F., Muthers, S., Buchien, S., Kuch, B., An Der Heiden, M., & Mücke, H.-G. (2023). Hitze in Deutschland: Gesundheitliche Risiken und Maßnahmen zur Prävention. https://doi.org/10.25646/11645 

Winklmayr, C., Muthers, S., Niemann, H., Mücke, H.-G., & An Der Heiden, M. (2022). Heat-related mortality in Germany from 1992 to 2021. Deutsches Ärzteblatt International. https://doi.org/10.3238/arztebl.m2022.0202 

Witt, C., & Liebers, U. (2023). Urbane Hitze- und Luftbelastung—Was muss der Kliniker wissen? Pneumo News, 15(2), 38–45. https://doi.org/10.1007/s15033-023-3476-6 

World Health Organization (WHO) Regionalbüro für Europa. (2019). Gesundheitshinweise zur Prävention hitzebedingter Gesundheitsschäden: Neue und aktualisierte Hinweise für unterschiedliche Zielgruppen. https://iris.who.int/bitstream/handle/10665/341625/WHO-EURO-2021-2510-42266-58732-ger.pdf?sequence=1&isAllowed=y 

27.03.2024
Anna Bock

Du hast Fragen zu ‘Hintergrund, Klima‘ oder willst einfach nur „Hallo“ sagen?

->

Anne Brüning
Senior Public Affairs Manager

Weitere Themen gefällig?